Mit dem Schweinefleisch ist es im Islam recht einfach: Der Verzehr ist haram (verboten), also isst der gläubige Muslim etwas anderes. Haram ist es im Islam aber auch, Zinsen zu nehmen oder zu zahlen. Doch darauf zu verzichten fällt schwer. Wer etwa ein Haus bauen oder kaufen möchte, kommt oft nicht umhin, sich Geld zu leihen. „In Deutschland hatten die Muslime bisher keine Möglichkeit, ein Haus islamkonform zu finanzieren“, sagt Michael Saleh Gassner, Finanzexperte vom Zentralrat der Muslime. Viele hätten daher weiter zur Miete gewohnt. Andere zähneknirschend gegen das Verbot verstoßen.
Seit Anfang Juli gibt es eine Möglichkeit: Die KT Bank AG hat als erste islamische Bank eine Volllizenz der deutschen Finanzaufsicht Bafin erhalten. In den Filialen in Frankfurt, Mannheim und Berlin und bald auch online können Privatkunden ihre Bankgeschäfte nach den Regeln der Scharia abwickeln. Zum Beispiel ein Haus finanzieren. Die Bank verleiht dazu kein Geld, sondern kauft das Haus und verkauft es dem Kunden mit einem Aufschlag weiter. Somit wird es ein Handelsgeschäft, und damit Gewinn zu erzielen ist halal (erlaubt). „Gott hat das Verkaufen erlaubt und das Zinsnehmen verboten“, heißt es in der zweiten Sure des Korans.
Kein Geld für die Verbotenes
„Islamic Banking ist Realwirtschaft“, sagt Kemal Ozan, der Vorstandsvorsitzende der KT Bank. Daher sei im islamischen Bankwesen auch Spekulation nicht erlaubt und Investitionen in hochverschuldete Unternehmen. Außerdem Geschäfte mit Unternehmen, die aus islamischer Sicht Verbotenes herstellen oder fördern wie Prostitution, Pornographie, Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Schweinefleisch. Auch die Rüstungsindustrie zählt dazu: Weil Krieg im Islam „nur als Akt der Selbstverteidigung“ gerechtfertigt sei, sagt Ozan. Die KT-Bank orientiert sich in ihren Richtlinien an einem internationalen Standard für islamisches Banking und wird von einem Ethikrat beraten. Dadurch unterscheidete sie sich auch von anderen türkischen Banken in Deutschland wie der Isbank und der Oyak Anker Bank.
Islamkonforme Investionsbeschränkungen allerdings sind auch auf dem deutschen Markt nicht neu. Seit einigen Jahren haben konventionelle Banken entsprechende Fonds und Indizes im Angebot. Bisher wurden die allerdings nicht besonders nachgefragt. Gibt es überhaupt einen Markt für eine islamische Bank?
Ja, sagt Gassner vom Zentralrat. Weil Hausbau und Girokonto eben mehr Menschen ansprechen als Investmentgeschäfte. Ja, sagt KT-Chef Ozan. Weil die Menschen „eine authentische islamische Bank“ wollten. „Wenn konventionelle Banken nur ein paar islamische Produkte anbieten, kommt das nicht gut an.“ Das wisse er aus der Marktforschung. In Umfragen habe die Bank ermittelt, dass von den 4 Millionen Muslimen, die schätzungsweise in Deutschland leben, rund 20 Prozent aus religiösen Gründen eine islamische Bank als ihre natürliche Hausbank ansehen und wechseln würden. „Wenn wir von einer Million Haushalte ausgehen, sind das 200.000 Kunden.“
Author: Russell Day
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