Der Skandal um die Kryptowährung Onecoin hat allein in Deutschland 60.000 gutgläubige Anleger um ihr Erspartes gebracht. Auf der ganzen Welt zog die Wirtschaftsberaterin und Juristin Ruja Ignatova bei ihren Auftritten Menschen mit Versprechungen vom Reichtum in ihren Bann. Im Internet finden sich noch heute Videos, wie die glamourös gekleidete, selbst ernannte „Krypto-Queen“ auf der Bühne von Mitgliedern des OneLife-Clubs gefeiert wurde – der von Ignatova erfundene Onecoin sollte Bitcoin als die erfolgreichste Digitalwährung ablösen.
Onecoin war aber nie wirklich eine digitale Währung. Das Hauptgeschäft waren Lehrmaterialien rund um den Wertpapierhandel. Solche Pakete kosteten mindestens 100 Euro, es konnten aber auch sechsstellige Beträge fällig werden. Dazu gab es auch ein sogenanntes Token, mit dem man Onecoins erzeugen und auf dem Onecoin-Marktplatz handeln konnte – allerdings nur, wenn man mehr als ein Starterpaket erworben hatte. Dazu gab es, je nach Paket, tägliche Verkaufslimits.
Anlage erwies sich als Schneeballsystem
Es war also nur stark begrenzt möglich, die wertlosen Onecoins zu tauschen, und dies auch nur, wenn man mehr Geld ausgab – ein klassisches Schneeballsystem, das Ignatova nach Schätzungen vier Milliarden Dollar einbrachte. Geld, das in großen Teilen auf Offshore-Konten weitergeleitet wurde und auf das die Anleger, Gläubiger und Ermittler bis heute keinen Zugriff haben.
Die Frau, die zahlreiche Antworten schuldig ist, ist seit Jahren untergetaucht. Zuletzt wurde Ignatova Ende Oktober 2017 am Flughafen in Athen gesehen, dann verliert sich ihre Spur. Interpol, Europol und BKA fahnden bis heute erfolglos nach ihr, die amerikanische Bundespolizei FBI hat sie auf die Liste der meistgesuchten Kriminellen gesetzt. Auf ihre Ergreifung ist eine Belohnung in Höhe von 100.000 Dollar ausgesetzt. In Deutschland müsste die „Kryptoqueen“ mit einem Verfahren wegen schweren Betrugs rechnen. Doch immer mehr glauben, dass Ignatova längst nicht mehr am Leben ist.
Schon länger ist bekannt, dass die verschollene Verdächtige in Deutschland Helfer hatte. Vor dem Landgericht Münster ist ein Ehepaar angeklagt, das in den Jahren 2015 und 2016 für eine Onecoin-Gesellschaft mehr als 320 Millionen Euro eingesammelt haben soll, ein mitangeklagter Rechtsanwalt aus München muss sich wegen Geldwäsche verantworten.
Anwalt unter Geldwäscheverdacht
Im Fokus hessischer Ermittler steht zudem der frühere Ehemann von Ignatova. Beide hatten sich während des Jurastudiums in Konstanz kennengelernt und später geheiratet. Der Mann arbeitete jahrelang als Rechtsanwalt für eine internationale Top-Kanzlei mit Sitz in Frankfurt. Gegen ihn ermittelte die Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen des Verdachts der Geldwäsche.
Wie das „Handelsblatt“ zuerst berichtete, haben die Staatsanwälte das Ermittlungsverfahren abgeschlossen und mittlerweile Anklage beim Landgericht Darmstadt erhoben. Ein Gerichtssprecher bestätigte der F.A.Z., dass eine Anklage gegen einen 44 Jahre alten Rechtsanwalt aus Neu-Isenburg eingegangen sei. „Es geht um den Vorwurf der Geldwäsche in drei Fällen.“ Es handele sich um einen umfangreichen Fall, der Angeschuldigte befinde sich nicht in Untersuchungshaft. Mit einer Entscheidung über eine mögliche Eröffnung der Hauptverhandlung sei in den kommenden drei bis sechs Monaten zu rechnen.
Im Fall einer Verurteilung drohen dem Verdächtigen bis zu fünf Jahre Haft, sollte die große Strafkammer die Merkmale einer gewerbsmäßigen Begehung oder Bandenmitgliedschaft bejahen, könnten es bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe werden.
Author: Michael Williams
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